18.08.2020
"Übrigens..."

Wetterfühlig 

Diese Hitze! Ich bin dafür nicht geschaffen. Ich bin wetterfühlig. Draußen fallen die Blätter von den Bäumen, die Wiese ist gelb, Flussläufe sind trocken. Ich hatte doch so gehofft, dass es kein Dürrejahr wird. Wasser wird immer wertvoller. Dabei geht es uns noch gut. Anderswo gibt es tödliche Auseinandersetzungen um das kostbare Nass. Und trotzdem kaufe ich das exotische Gemüse, für dessen Wachstum Unmengen Wasser verbraucht wird. Gegen Abend gehen in meiner Umgebung die Rasensprenger an. Es soll schön grün bleiben. Ist das nötig? Klar: Greta nervt. „Klimawandel“ kann man nicht mehr hören. Aber ich bin wetterfühlig geworden. Meine Reizschwelle in Sachen Wasser ist sehr niedrig geworden. Und bevor ich zum Nachbarn gehe und ihn frage, warum stundenlang der Sprenger an ist, will ich sehen, was bei mir geht. In der Bibel gibt es die brutale Geschichte von der Sintflut – diese Katastrophe, die nur Noahs Familie überlebte. Die Geschichte verweist wahrscheinlich auf eine große Überschwemmung zwischen Euphrat und Tigris in uralter Zeit und ist die biblische Antwort auf unverantwortliches Handeln der Menschen. Und als das Wasser langsam zurückgeht, gibt es diese große Zusage Gottes: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter“ (1. Mose, 8, 22). An Gott liegt’s also nicht. Er straft nicht. Er will das Gleichgewicht der Natur, in dem alle leben können. Wir sind verantwortlich.

Markus Herrbruck, Pfarrer in Finsterwalde im Kirchenkreis Niederlausitz