15.04.2021
Er gibt Kraft...
Was bedeuten mir diese Worte - ein Beitrag von Steffen Doms, Pfarrer in Lauchhammer; 13. April 2021
Ich muss dabei an meine Jugendzeit denken. Die DDR existierte noch real und ich war in ihr real präsent. Als junger Facharbeiter wurde ich in das Büro des Abteilungsleiters gebeten, in dem auf mich mehrere Personen der Parteileitung warteten. Als sie mit geballter Autorität vor mir saßen, bekam ich das Gefühl, sehr klein zu sein. Ängstlich wartete ich, was sie von mir wollten. Die Antwort kam schnell: ich solle Mitglied der SED werden. Wortreich und mit kaum schlagbaren Argumenten begründeten sie ihren Wunsch oder eher ihre Forderung. Mein hilfloses Stammeln von Gegenargumenten konnte sie nicht von ihrer Forderung abbringen. Letztlich warf ich meinen Joker ins Spiel und sagte in etwa: „Ich bin Christ! Ich besuche die Junge Gemeinde. Mein Glaube lässt sich nicht in Einklang bringen mit den Überzeugungen der SED!“ Die gespannte Stimmung im Raum ließ sich sehr gut spüren, aber dann entließen mich die Vertreter der DDR - Macht, nicht ohne zu versäumen mir mitzuteilen, dass meine Einstellung noch Konsequenzen nach sich ziehen wird. Ich jedenfalls war froh und ein wenig stolz, standhaft geblieben zu sein und meinen Glauben erfolgreich vertreten zu haben.
Es war nicht so großartig wie bei Martin Luther, aber ich habe gelernt, dass man nie gottverlassen ist. Er gibt Kraft in jeder Situation.
Gott sei Dank!