15.09.2020
"Übrigens ..."
Wie wird das alles weitergehen?
Es ist Sonntagnachmittag. Die Sonne scheint. Bestes Wetter, um sich nochmal für eine Stunde aufs Fahrrad zu setzen. Hinaus ins Grüne, die Seele baumeln lassen, obwohl ich das ja auch in unserem Garten tun könnte. Etwas für die Fitness tun und gleichzeitig sehen, was auf den Feldern so wächst und reift. Die Sorgen hinter sich lassen, den Tag genießen. Aber das will nicht so recht gelingen. Ich verlasse den asphaltierten Radweg und nähere mich einer gewundenen Reihe stattlicher Eichen. Sie wachsen entlang eines kleinen Bachlaufs. Aber der ist ausgetrocknet und auch manchen der Bäume sieht man den Stress der Trockenheit an. Jetzt fahre ich entlang eines Sonnenblumenfeldes. Dass die jetzt reif und trocken werden, ist ja noch normal für die Jahreszeit, aber die Fruchtstände sind klein, geradezu mickrig. Na ja, der dritte Sommer mit viel zu wenig Regen, die Böden sind ausgetrocknet, obwohl es doch vor 14 Tagen fünfzig Liter geregnet hat. Das kann aber den Wassermangel der letzten Jahre nicht ausgleichen. Der Klimawandel hat längst angefangen, auch bei uns. Da sind sie wieder, die Sorgen: Wie wird das alles weitergehen? Auch am Sonntag auf dem Fahrrad. „Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch!“ sagt die Bibel. Aber genau das will mir immer weniger gelingen, jedenfalls nicht, wenn ich an meine Kinder und Enkel denke. Wenn das jetzt der Anfang ist, wie wird es aussehen, wenn sie in meinem Alter sind? Um sie muss ich mir Sorgen machen, und Gott tut das auch.
Michael Wolf, Pfarrer im Kirchenkreis Niederlausitz