10.05.2021
"Übrigens ..."

„Was steht ihr da …?“

Elf Männer stehen auf einem Berg und starren in den Himmel. Gerade ist ihr bester Freund dort irgendwie mit einer Wolke verschwunden. Er wird für lange Zeit nicht wieder kommen. Der erste Himmelfahrtstag der Weltgeschichte fand noch ohne Bollerwagen, lecker Pils und Spazierstock mit Klingel statt. Er war zunächst auch von weniger Freude geprägt. Dafür aber von Abschied, ratlosem Starren und einem himmelweiten Abstand, der die 1,5 m unserer Tage lächerlich erscheinen lässt.

Elf Männer starren in den Himmel. Und ich mache es oft genauso. Meistens dann, wenn ich ratlos bin. Wann wird diese blöde Krise endlich vorüber sein? Wann kann man mal vernünftig planen? Wird unsere Gesellschaft wieder entspannter und solidarischer ticken, oder bleiben die Ellenbogen ausgefahren?

Am ersten Himmelfahrtstag wird das Schweigen und Starren durch zwei Männer mit weißen Gewändern gebrochen. Keine Ärzte oder Pfleger, sondern wahrscheinlich Engel. „Was steht ihr da und seht zum Himmel?“ fragen die.

Oder anders gesprochen: Das Leben geht weiter. Jetzt und hier auf der Erde. Trauert nicht zu lange dem hinterher, was war. Freut euch vielmehr auf das, was kommt!

Zehn Tage später – Pfingsten – werden Jesu Freunde dann verstehen, dass Gott sich an Himmelfahrt nicht von den Menschen verabschiedet hat, sondern nur davon, als Mensch unter ihnen zu sein. Gott kommt wieder und er begeistert und verbindet Menschen. Und immer wenn sich zwei von ihnen treffen und einer den anderen tröstet oder aus seiner Starre löst und nach vorne schauen lässt, kommt immer auch ein bisschen Himmel auf die Erde.

Martin Liedtke ist Pfarrer im Kirchenkreis Niederlausitz