22.11.2021
Die Liebe leben
Ein Beitrag von Angelika Schiller-Bechert
So vieles liegt an, möchte am Ende des Jahres noch getan werden. Haus, Hof, Auto, Gräber sind winterfest zu machen. Besuche stehen an. Weihnachten steht vor der Tür. Doch immer eins nach dem anderen, sage ich mir. Ein wenig erschöpft lasse ich mich auf die Bank fallen und schaue auf unser Familiengrab, das jetzt schön mit Tanne abgedeckt ist. „Uff“ stöhne ich und merke, wie eine tiefe innere Ruhe und Stille in mir hochkommen, angesichts der Ewigkeit und der Erinnerungen, die mich umgeben. Die Zeit scheint still zu stehen. Vieles geht mir durch den Kopf. Einiges schiebt sich in den Hintergrund. In mir ist die Frage: Was bleibt nach allen Höhen und Tiefen, dem Hin und Her, dem Wichtigen und Unwichtigem? Bilder steigen in mir auf. Es sind Erinnerungen von Herzlichkeit und intensivem Miteinander, Auseinandersetzungen und Liebe. Das liebevolle Zurückblicken, die erlebte Liebe verbinden das Vergangene mit dem Jetzt und dem Morgen. Mein Herz weiß, dass es das ist, was bleibt. Ich lächle. Nicht unser Mühen um Ergebnisse und das Erreichen von Zielen, sondern die Liebe, die uns begleitet, ist das Verbindende. Es ist die Liebe, die voller Zuversicht das Gute sucht, die vergibt und neu anfängt, die Leben gestaltet, das auch gut für andere ist. Mir fällt der Apostel Paulus ein, der sagt: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die Größte unter ihnen.“ Es tut gut, im Alltag erinnert zu werden, sie zu leben.
Angelika Schiller-Bechert ist Pfarrerin im Kirchenkreis Bad Liebenwerda