15.11.2021
Das lässt mich nicht los!
Ilse Barth aus Bad Liebenwerda über einen Moment, der sich gar nicht wie ein Luthermoment anfühlte..
Eher kein Luthermoment
Da steht er plötzlich vor mir am Fischstand – Herr K.
Jeder kennt ihn aus dem Fernsehen in Verbindung mit Rechten und Nazis.
Pssst – schießt es mir durch den Kopf - der hat dasselbe Recht sich hier ein Fischbrötchen zu holen, wie ich.
Schade nur, dass ich mein Schild OMAS GEGEN RECHTS nicht dabeihabe.
Das könnte ich mir schnell auf den Rücken schnallen.
Da kann niemand was dagegen haben.
Doch – mein Mann vielleicht.
Würde es ihm gefallen, dass ich mich derart positioniere?
Was wäre, wenn ich jetzt aus der anonymen, einkaufenden Menge herausrufen würde:
NAZIS RAUS!
Würden alle auf mich zeigen?
Könnte ich darauf vertrauen, dass sie wenigstens so tun, als ob sie nichts gehört hätten?
Würde jemand mit mir rufen?
Was kann ich tun, wenn mir menschenverachtendes, ausgrenzendes Gedankengut in Form eines lebendigen Menschen über den Weg läuft?
Diese Frage lässt mich nicht los.
Martin Luther hat nicht gefragt nach den Konsequenzen seines Tuns und seiner Worte.
Er hat getan und gesagt, was er – nach Gottes Wort – für richtig erkannt hat.
Eben kein Luther – Moment für mich auf dem Wochenmarkt.
Oder doch?
Ich kann ja zukünftig mein Schild – OMAS GEGEN RECHTS – auf mein Portemonnaie kleben
– so wie damals den SCHWERTER ZU FLUGSCHAREN-Aufnäher.
Das kann ich demonstrativ in der Hand halten beim Bezahlen am Fischstand und wo es nötig ist.
Mehr Mut habe ich damals schon nicht aufgebracht.
Aber diesen Mut könnte ich heute wieder aufbringen.
Vielleicht doch ein Luthermoment?
Wer ähnliche Erfahrungen gemacht und sich darüber austauschen möchte, kann gern Kontakt zu Ilse Barth aufnehmen (0152 7549595)