17.07.2022
Was für eine Frucht
Ein Beitrag von Maik Hildebrandt
Jeder von uns isst ca. 40 kg im Jahr davon. Es gibt mehr als 30.000 Sorten, bei uns ca. 2.000, nur 25 werden kultiviert. Ein Sprichwort verheißt: Wer jeden Tag eine von dieser Frucht isst, spart den Doktor. Wie schön! Der Baum spendet Schatten, hält das Wasser, verschafft Kühlung. Hier lässt es sich wohl sein. Seine süßen Früchte erfreuen und nähren. Und er ist ein uraltes Symbol der Erde, Fruchtbarkeit, Gesundheit, Jugend und Liebe. Aus purem Gold hält ihn der König in der Hand. Von Schneewittchen wissen wir: Vergiftet wird er der Königstochter gereicht. Angebissen wurde er zum Symbol eines Elektronik-Giganten. In der Bibel finden wir ihn auch bei jenem schicksalhaften Biss hinein. In der Paradiesgeschichte wird er zum Symbol der Vertreibung daraus. Heute weiß jedes Kind darum.
Der lateinische Name „malus“ = schlecht, böse. Dann muss es diese Frucht gewesen sein, weil dadurch all das Schlechte und Böse in die Welt kam, das Paradies verschlossen wurde. So die Vorstellung. Auf unzähligen Gemälden sind Adam und Eva mit solch einer Frucht dargestellt, wohl wissend, dass nicht die Frucht schuld war, die uns aus dem Paradies vertrieb. Ein Pendant dazu: Gemälde zeigen den kleinen Jesus mit der Frucht in der Hand. Die Geburt des Christuskindes ist Gottes Antwort auf den Verlust des Paradieses. Wir Menschen haben schon das Paradies verspielt, oder? Und schaut man in diese Welt hinein, so könnten wir dem fast zustimmen. Was haben wir aus dieser Welt gemacht? Haben wir nicht schon unsere Vergangenheit und Gegenwart aufs Spiel gesetzt? Sind wir dabei, auch uns aus der Zukunft zu vertreiben? Wenn das Christuskind diese Frucht in seiner Hand hält, dann möchte es uns trösten: Zukunft verspielt? Nein, noch können wir etwas verändern. Dieser Jesus lässt sich in das Spiel des Lebens hineinziehen. Nichts ist festgeschrieben! Martin Luther soll diese Worte gesagt haben: „Wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute ...“ Er würde einen Baum pflanzen. Allein schon das wäre heute ein guter Ansatz. Und es würde ein Baum sein, der eben genau diese Früchte trägt, die unser aller Leben begleiten und die uns so guttun. Aus diesem Satz spricht die tiefe Hoffnung auf Gottes Begleitung. Sie kennen bestimmt schon diese Frucht. Na dann: Guten Appetit!
Maik Hildebrandt ist Pfarrer in Sonnewalde