09.11.2021
Vor dem Richter
ein Beitrag von Manfred Schwarzt Pfarrer im Kirchenkreis Niederlausitz
„Der kriegt nochmal seine Strafe!“, sagte meine Mutter manchmal. Ich habe noch ihr ernstes Gesicht vor Augen und ihre Betonung auf „der“ im Ohr. Sie hatte dabei Menschen im Blick, die rücksichtslos leben. Menschen, die ohne Skrupel gewissenlos lügen und am Ende mit ihrer Art durchkommen. Nach dem Prinzip: „Wer kann mir schon was!“ Meine Mutter las nicht in der Bibel. Aber es passt, was der Apostel Paulus einmal schreibt: "Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi." Mir ist diese Vorstellung auf den ersten Blick nicht so angenehm. Aber für meine Mutter war dieser Gedanke ein Trost. Eine letzte Gerechtigkeit wird es geben. So möge es sein am Ende: Keiner kann sich durchmogeln. Alles kommt auf den Tisch. So gesehen hat diese Vorstellung vom „Jüngsten Gericht“ etwas tröstliches. Es gibt diesen Richterstuhl, vor dem jede und jeder einst sein gerechtes Urteil bekommen wird. Gott hat den Richterstuhl mit einem gerechten, unabhängigen Richter besetzt, einen „guten“, der darum weiß, warum es so war, wie es war. Ich glaube, vor dem Richter Jesus muss ich keine Angst haben. Auch wenn alles offengelegt wird, er stellt mich nicht bloß! Vielmehr stellt er alles ins rechte Licht. Er richtet gnädig. Vor allem: er richtet auf.