31.05.2021
"Übrigens..."

Wonnemonat Mai?

 

In diesem Jahr ist alles anders. Statt den Kaffee im Garten oder auf dem Balkon zu genießen, müssen wir uns die dickere Jacke suchen, vielleicht sogar die Wollsocken. Kalt und regnerisch war das Wetter die letzten Wochen, ungemütlich und unberechenbar.

Und doch gab es hin und wieder einen Lichtblick: Gerade noch sieht der Himmel aus wie beim Weltuntergang, so dunkel und furchterregend. Plötzlich taucht die Sonne alles in ein goldenes Licht, und da erscheint er – der Regenbogen. Manchmal sogar zwei gleichzeitig. Ehe man sich versieht, ist er auch schon wieder verschwunden. Wir können es nicht festhalten, dieses Zeichen am Himmel. Nur bestaunen.

Und so stehe ich oft mit meiner Tochter am Fenster und bestaune die bunten Farben auf diesem tristen Himmelsgrau. Auch wenn es sich naturwissenschaftlich erklären lässt, ist die Freude jedes Mal groß. Und in mir spüre ich die Gewissheit, dass dieses Zeichen ein Symbol für etwas viel Größeres ist. Ein Bogen, der die Welt umspannt und schützt. In diesen Schutz fühle ich mich mit hineingenommen.

Der Regenbogen ist im christlichen Glauben ein Symbol für Gottes Liebe. Weil er so unendlich weit ist. Weil er so bunt wie die Liebe ist. Denn im Regenbogen erkennen wir, dass diese Liebe keinen Anfang und kein Ende kennt. Eins wird uns im Blick auf den Regenbogen deutlich: hinter dem Horizont geht’s weiter. Denn Gott hat gesagt: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Marie-Luise Zott ist Pfarrerin im Kirchenkreis Bad Liebenwerda