12.07.2021
Sommerpause, Urlaub
Die Pandemie tritt in den Hintergrund. Was mögen Sie am Sommer? Erdbeeren? Heidelbeeren? Eis? Schwimmen im See? Ich war erstaunt, wie schnell Kreuzfahrtschiffe wieder fuhren, Flugzeuge bestellt, Pauschalurlaube gebucht wurden. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Menschen einen Fluchtreflex bekamen. Nur weg. Weg vom Alltag, weg aus Deutschland. Was für eine Sehnsucht steckt dahinter? Sehnsucht nach Unbeschwertheit, Abstand? Sich etwas gönnen? Was immer! Früher waren Reisen hauptsächlich Bildungs- oder Handelsreisen, nicht Erholungsreisen. Reisen war strapaziös. Man wollte aber in andere Länder, auf andere Kontinente, weil Neugierde da war: Wie ist das woanders? Wie leben die Menschen? Wie essen sie? Was für Musik haben sie? Wie singen sie ihre Kinder in den Schlaf? Menschen waren immer viel unterwegs. Sie liefen vor Hunderten von Jahren schon auf dem Jakobsweg. Sie befuhren die Seidenstraße und stiegen auf Schiffe nach Afrika oder Amerika. Sie brachten Pflanzen, Gewürze und Tiere mit (wie gut, dass das heute verboten ist) und schrieben Bücher über ihre Reisen oder ließen sich mit kleinen Erinnerungsstücken ihrer Reisen bestatten. Heute leben Menschen in fernen Ländern von den vielen Touristen, die sich dort fallen lassen und bedient werden möchten. Wer bekommt etwas mit vom Leben der Bevölkerung im Urlaubsland? Reisen ist heute so viel leichter als früher. Ich hoffe sehr, dass Sie das Besondere an Ihren Urlaubsorten entdecken, dass Sie etwas mitbekommen vom Leben in anderen Welten. Ich stelle mir gern vor, dass Gott Freude hat an der Vielfalt dieser Welt, an den Farben und Gerüchen, an den Tieren, Pflanzen und Menschen. An Verständnis und Mitgefühl, an Gastfreundschaft und Frieden. Mögen wir alle das teilen.
Kerstin Höpner-Miech ist Pfarrerin im Kirchenkreis Niederlausitz