10.08.2021
Kirche in Wildenau (Elbe-Elster) ist Dorfkirche des Monats August 2021
Das Dorf Wildenau, südöstlich des Städtchens Schönewalde im Elbe-Elster-Kreis gelegen, findet
erstmals im Jahr 1346 als „Wildenaw“ Erwähnung in einer Urkunde des Herzogs Wenzel von Sachsen,
in der es um Schenkungen für einen neu errichteten Altar in der Herzberger Kirche geht. Bis zum Jahr
1815 gehörte Wildenau zum Kurfürstentum Sachsen; nach dem Wiener Kongress wurde der Ort dem
Königreich Preußen zugesprochen.
Über Jahrhunderte war Wildenau Pfarrort mit eigenem Pfarrer; später wurde der Ort vom Pfarramt
Knippelsdorf betreut. Auch diese Stelle wurde 2017 nicht mehr besetzt, so dass Pfarrer Michael
Seifert im 35 Kilometer entfernten Wahrenbrück heute den Pfarrdienst in Wildenau versieht.
Die Dorfkirche steht im Zentrum des Ortes zwischen zwei Dorfteichen auf dem Anger. Im Ursprung ist
das Gotteshaus ein um 1300 entstandener frühgotischer Feldsteinbau mit Walmdach, der im späten
Mittelalter nach Westen verlängert und erhöht wurde. Auf der Nordseite erfolgte im 18. Jahrhundert
der Anbau einer Patronatsloge für die damalige Patronatsfamilie von Leipzig. Der Dachturm aus einer
Fachwerkkonstruktion mit geschweiftem Zeltdach und hoher Spitze entstand schließlich um 1900.
Auffallend sind die zahlreichen in den Außenmauern eingemauerten älteren Grabsteine und
Epitaphien, von denen die ältesten aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts stammen.
Der Innenraum unter einer geraden Holzbalkendecke wird geprägt von der vorschwingenden Westund
Nordempore. Der ansonsten schlichte Kanzelaltar wird bekrönt von Schnitzfiguren der Apostel
Petrus und Paulus aus dem 15. Jahrhundert, die aus einem Vorgängeraltar stammen könnten. Die
kelchförmige Sandsteintaufe mit farbigem Beschlagwerk am Fuß und an der kartuschenverzierten
Kuppa entstand um 1600. 1891 schuf die Firma Wilhelm Rühlmann aus Zörbig die Orgel. Erhalten
blieben zwei Bronzeglocken des 14. und 15. Jahrhunderts.
Alle vier Wochen finden in der Wildenauer Kirche Gottesdienste statt, die recht gut besucht werden.
Zum Gottesdienst am Ostermorgen um 8 Uhr spielt traditionell der Bläserchor aus Schlieben;
anschließend gibt es ein gemeinsames Osterfrühstück. Im zweimonatlichen Abstand treffen sich die
Frauen, auch aus den Nachbardörfern, zu einem Gemeindenachmittag. Wenn nicht gerade eine
Pandemie es verhindert, finden zwei Konzerte pro Jahr in der Kirche statt. Im Herbst soll bei der
Kirche ein Maulbeerbaum gepflanzt werden – in Anlehnung der Geschichte Jesu mit dem Zöllner
Zachäus (Lukas 19, 1-10). Jesus holt Zachäus von einem Maulbeerbaum herunter und lädt sich bei
ihm ein: Auch in der Wildenauer Kirche ist jeder willkommen!
In den Jahren 2002 und 2003 konnten umfassende Sanierungsarbeiten an der Wildenauer Kirche
durchgeführt werden: So wurde das Dach instandgesetzt und das Fachwerk am Turm erneuert. Eine
größere private Spende von Nachfahren der ehemaligen Patronatsfamilie gab nun den Anstoß, die
bereits erwähnte schöne Renaissance-Taufe zu restaurieren. Die Oberflächen des Taufsteins sind
geschädigt und verwittert, durch mechanische Beschädigungen entstanden Fehlstellen, auch
aufsteigende Feuchtigkeit hat zu Schäden am relativ weichen Sandsteinmaterial geführt. Noch in
diesem Jahr sollen die Arbeiten beginnen. Auch der Förderkreis Alte Kirchen hat einen finanziellen
Zuschuss bewilligt. Die erwähnte Rühlmann-Orgel ist derzeit noch nicht spielbar. Aber das ist dann
schon wieder eine andere Geschichte …
Weitere Informationen: Ev. Pfarramt Wahrenbrück; Pfarrer Michael Seifert; Mühlgasse 1; 04924
Wahrenbrück; Tel.: 035341-94431; Mail: kirche-wahrenbrueck@t-online.de
Fotos: Hans G. Oberlack / Wikipedia / Kirchenkreis
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