19.12.2022
Hoffnung
Ein Beitrag von Christof Enders
Wir sagen in diesen Wochen und Monaten häufig „alles wird schlimmer“! Und wir haben keine Mühe damit, Gründe zu nennen. Besonders christlich ist diese Haltung allerdings nicht. Wird es Maria und Joseph, damals zur Zeit der Geburt Jesu wirklich besser gegangen sein als uns heute? So unter römischer Besatzung und zu Fuß unterwegs von Bethlehem und Nazareth und dann auf der Flucht nach Ägypten? Aber die beiden gehen in die Geburtsnacht mit der Überzeugung: alles wird gut. Manch einer kennt das: man hält ein kleines Baby im Arm und weiß: alles wird gut. Egal, was kommt.
Das hat nicht unbedingt was mit Hellsehen zu tun, also dass die Dinge vorausgesehen und die Risiken abgeschätzt werden könnten. Es ist eher das Prinzip Hoffnung, dass da leitet. Ich mag mir eine Welt nicht vorstellen, wo diese Hoffnung nicht vorhanden ist oder totgeschrieen wird. Wo wir nur noch vor uns hinjammer „alles wird schlimmer“! Nein: „alles wird gut!“ Aber wir werden mit unserer Kraft, Liebe und Phantasie gebraucht, dass sich dafür gute Wege finden. Die Zustände in der Ukraine sind schlimm. Und Kriege hat es leider bisher viele furchtbare schon gegeben. Aber ich will doch nicht nur dem Schlimmen, sondern auch der Sehnsucht nach Frieden Worte geben. Alles wird gut. Wir müssen wieder diese Hoffnung suchen und finden. Und das gilt im Großen wie im Kleinen. Als erste Maßnahme empfehle ich folgende Sprachübung: Jedes Mal wenn den Satz kommt „alles wird schlimmer“ formulieren wir ihn um. „Ne, ne: alles wird gut“!
Also: Für alle, die das Gefühl haben, sie werden von den Weihnachtsvorbereitungen überrollt: alles wird gut! Und für die, die alles schon fix und fertig haben. Wo jedes Geschenk schon verpackt und beschriftet ist, aber die fragen, ob es gut ankommt und seinen Sinn und Zweck nicht verfehlt. Auch für die gibt es die gute Botschaft: alles wird gut! Und für die, die sich Gedanken machen. Verläuft die Anreisen der Gäste am Heiligen Abend auch ohne Unfälle und Störungen? Werden alle gut miteinander zurecht kommen über Weihnachten? Kann man vielleicht auch mal miteinander fröhlich Karten spielen? Auch denen möchte ich sagen: alles wird gut.
Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest!
Christof Enders, Superintendent des Kirchenkreises Bad Liebenwerda