10.05.2022
Für Hoffnung singen
Eine Kolumne von Pfarrer Michael Wolf aus dem Kirchenkreis Niederlausitz
Nach so langer Pause soll es Ende August endlich wieder das Sängerfest in Finsterwalde geben. Ich weiß zwar nicht, ob ich mich darüber richtig freuen kann, denn immerhin ein gewisses Risiko besteht nach wie vor …, ach was soll´s, ich freue mich einfach. Endlich wieder ein ganzes Wochenende lang, an dem unsere Stadt voller Musik sein wird, wenn das kein Grund zur Freude ist. Es könnte ja eigentlich schon am kommenden Sonntag losgehen. Der heißt Kantate: „Singet“. In unseren Kirchen wird, wie immer, Musik erklingen. Wir singen miteinander das Lob Gottes und stimmen ein in den Jubel, zu dem uns schon der Psalm 98 einlädt: „Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!“ Aber ich zögere schon wieder: Haben wir wirklich Grund dazu? Müsste uns nicht der Gesang im Halse stecken bleiben? Denn während wir fröhliche Lieder singen, sterben in der Ukraine und an vielen anderen Orten Menschen einen gewaltsamen Tod. Sie gehen an der Machtgier des russischen Diktators und seiner Spießgesellen zu Grunde. Aber das war wohl zu den damaligen Zeiten auch schon so und trotzdem haben Menschen das Gotteslob angestimmt, nicht weil sie damit Gewalt und Tod vergessen wollten, sondern, weil sie dagegen angesungen haben. Sie waren erfüllt von einer größeren Hoffnung und die haben die Putins dieser Welt immer noch nicht besiegen können. „Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker wie es recht ist.“ Von dieser Hoffnung leben wir. Für diese Hoffnung singen wir.