20.08.2022
Aufbruch ins Ungewisse
Ein Beitrag von Marie- Luise Zott
„Und los! Mama, loos!“ klingt es über den Hof. Der erste Tag in der neuen Kindergartengruppe. Jetzt ist meine Tochter schon eines der älteren Kinder. Neugierig und erwartungsvoll läuft sie los, einer neuen Zukunft entgegen. Was wird sie ihr wohl bringen? Mich beeindruckt die freudige Aufregung. Allzu oft mache ich mir doch Gedanken: Was soll nur werden? Wie wird die Welt aussehen, wenn meine Tochter erwachsen ist? „Und Gott sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will.“ Abram, der später Abraham genannt wird, vertraut auf Gott. Aber sicherlich hat auch er ein Grummeln im Bauch, spürt Zweifel und Unsicherheit. Seine Familie und er sollen ihre Heimat verlassen und in ein ihnen völlig unbekanntes Land ziehen. Einen lieb gewonnenen Ort zu verlassen, kann eine riesige Herausforderung sein. Auch in unserem Leben: „Nach dem Sturz mussten wir ihn ins Pflegeheim geben.“ oder „In der neuen Klasse kenne ich noch niemanden und auch die Schule ist ganz anders als der Kindergarten.“
Lebenswechsel, Ortswechsel – oft sind das Sprünge ins Ungewisse. Abram wusste nicht, wohin Gott ihn schickt. Aber im Umzugsgepäck hatte er eine große Portion Gottvertrauen. Er glaubte. Auch wenn die ersten Schritte im Ungewissen schwerfallen – Gottes Schutz gilt auch uns: „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.“ Mit dieser segensreichen Leichtigkeit gehe ich meiner Tochter hinterher.
Marie-Luise Zott ist Pfarrerin im Kirchenkreis Bad Liebenwerda