09.06.2021
Auf ein Wort
Endlich wieder raus aus dem Bauch des Fisches…
Vom großen Fisch an den Strand gespuckt. Raus aus der unerträglichen Enge, aus Dunkelheit und stickiger Luft war ich, Jona, ein „Prophet wider Willen“ nun doch auf dem Weg nach Ninive. Ich war heilfroh. Im Fischbauch lies mich Gott sicher Sturm und tobende See überleben. Nun sollte ich der großen Stadt, den nahen Untergang verkündigen. Dort gab es so viel Unrecht und Gewalt. Auf einem kleinen Hügel mit sicherem Abstand zur Stadt hatte ich unter einer Rizinusstaude ein schattiges Plätzchen gefunden. Hier war es schön kühl. Erholt, mit neuer Kraft, ging ich los und stellte mich mitten auf den Marktplatz. Als die Leute von dem drohenden Untergang hörten, gingen sie in sich. Sie änderten ihr Leben und kehrten von falschen Wegen um: die Großen, wie die Kleinen, nicht nur die Menschen, sogar die Tiere. Die Aufgabe war erledigt. Gemütlich wollte ich auf den Untergang der Stadt hinabblicken. Doch wo ist mein schöner Rizinus? Er ist vertrocknet! Kein Schatten mehr! In der prallen Sonne wurde ich richtig sauer auf Gott. Unten in der Stadt geschah nichts, und ich verschmachtete hier…Wieder dieser barmherzige Gott! Und: Ich ein Fake News Verkünder! Plötzlich sprach Gott zu mir: „Meinst du, dass du mit Recht zürnst um des Rizinus willen? … Dich jammert der Rizinus … und mich sollte nicht jammern Ninive?“ (Die Bibel, Der Prophet Jona)
Humorvoll erinnere ich an das Kölsche Grundgesetz, Artikel 3: „Et hätt noch emmer joot jejange.“, oder: „Der Sommer wird gut - aber mit Einschränkungen.“ (Carolin Kebekus und Karl Lauterbach).
Andreas Bechler, Pfarrer in Falkenberg/Elster