11.04.2022
Themenheft

Das zweite Jahr in Folge gibt der Verein „500 Jahre Täuferbewegung“ ein Themenheft heraus. Es bereitet mit vielen kurzweiligen Artikeln und Berichten auf das Jubiläum der ersten Glaubenstaufe vor 500 Jahren vor. Da stehen viele Fragezeichen im Raum. Wer sind Täufer? Und was ist eine Glaubenstaufe? „Obwohl im 16. Jahrhundert „die Täufer“ selbst dem Kaiser Schrecken eingejagt und sich […] unzählige Martyrien rund um diese „Überzeugungstäter“ abgespielt haben, können heute die meisten Österreicher mit dem Begriff „Täufer“ nichts anfangen.“ (Themenheft, S. 136) Was Reinhold Eichinger vom Hutterischen Geschichtsverein für Österreich festhält, trifft mit Sicherheit auch für unsere Gegend in Mitteldeutschland zu.

Dem entgegenzuwirken hat sich der Verein verschrieben. Zum einen geht es darum, die tragische Geschichte der Täufer in den Blick zu nehmen und sie als einen Flügel der Reformation zu rehabilitieren. Die blutige Verfolgung der Täuferbewegung im 16. Jahrhundert geschah mit ausdrücklicher Billigung Martin Luthers, Philipp Melanchthons und der evangelischen Reichsfürsten. Von Luther als „Schwärmer“ verunglimpft, drohte ihnen seit 1528 bei Wiedertaufe die Todesstrafe. Die Täufer lehnten die Säuglingstaufe und den Schwertdienst (Wehrdienst) ab. Zum anderen wird im Heft die Gegenwart verschiedener täuferischer Gruppen und Initiativen in Europa beleuchtet und auch die Schattenseiten werden thematisiert.

Heute, 500 Jahre später, wächst auf allen Seiten der Wunsch nach ökumenischer Verständigung. Und es stellt sich die Frage, wie bedeutsam die täuferischen Traditionen, die u.a. in den Gemeinden von Baptisten und Mennoniten weiterleben, für unsere landeskirchliche Gegenwart sein können. Das Beharren auf der Freiheit des Einzelnen in Fragen von Glauben und Religionsausübung, die Ablehnung von Gewalt, die strikte Trennung von Kirche und Staat und die Hierarchielosigkeit in täuferischen Gemeinden sind Traditionen, von denen sich auch „die anderen“ evangelischen Gemeinden anfragen lassen können und müssen.

Die kompromisslos strenge Orientierung am Leben Jesu und der Bibel hat den Gründern der Täuferbewegung den Verdacht eingehandelt, umstürzlerisch und eine Gefahr für die Obrigkeit zu sein. Heute gibt es zum Glück ein stärkeres Bewusstsein dafür, dass die täuferische Perspektive wichtig ist und dazu gehört.

Bis 2025 wird jährlich ein Themenheft erscheinen. Parallel werden Veranstaltungen stattfinden. Bei Interesse am aktuellen Themenheft: Diana Enders, Evangelische Erwachsenenbildung im LK EE, eeb@kirchenkreis-badliebenwerda.de, 0176/66990784